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Publication: 15 August 2015
Author: Thomas Becker
Note: 8.50/10

Entschlackter, ausgeglichener und songdienlicher als zuvor.

RIVERSIDE-Alben sind immer ein Granant für große (Vor-)Freude. Das letzte Album "Shrine Of New Generation Slaves" (kurz: "SONGS") war dann auch eine sehr interessante und nach vier superben düsteren Art-Rock-Alben auch nötige Loslösung vom eigenen Sound. Es war insgesamt verspielter, hatte mehr Seventies-Forscher-Spirit und experimentierte viel mit der Stimme (zur Gruppentherapie).

Wer nun erwartet, dass dies auf "Love, Fear & The Time Machine" so weiter geht, wird allerdings erst einmal enttäuscht sein. Und auch mir kamen die ersten Spins zunächst eher unspektakulär vor. Warum?

Nun, Mariusz Duda versucht auf dem neuen Album seine Musik zu kompaktieren, das heisst von den verspielten Längen des Prog- und Artrock, die ich ja besonders gern habe, zu entbinden. Zugleich wird auch die bisweilen drückende Melancholie, bislang ein RIVERSIDE-Trademark, gedämpft, manchmal sogar gänzlich verbannt. Und wie klingt das dann?

Die erste Konsequenz ist, dass "Love, Fear & The Time Machine" noch mehr als sonst von Mariusz' Individualität geprägt ist. Bass und Gesang stehen im Vordergrund wie noch nie zuvor. So sind 'Addicted', 'Caterpillar And The Barbed Wire' oder 'Afloat' Lieder, die von einem einfachen wie prägnanten Bass-Lick leben, über die Mariusz ein paar, zugegebnermaßen wunderschöne Melodien zaubert. Seine Stimme klingt sanfter als früher, die Musik wirkt zufriedener und in sich ruhender. Dieser Wandel ist in etwa vergleichbar mit ANATHEMA, die sich ja auch emotional mit der Zeit immer weiter geöffnet haben. Und je mehr man sich darauf einlässt, desto mehr findet man sich in dem neuen Album zurecht, zumal es fantastisch klar und erdverbunden produziert wurde.

Und Prog gibt natürlich immer noch. 'Saturate' z.B. hat ein paar verkniffelte Rhythmen Instrumentalsoli zu bieten, 'Towards The Blue Horizon', der mit acht Minuten längste Track, glänzt nach ANATHEMA-akustischem Anfang durch jede Menge Breaks und Prog-Orgel-Dramen.

Es ist also doch alles in Butter mit der neuen RIVERSIDE und der geduldige Fan wird sie ganz sicher in sein Herz schließen. Aus bis jetzt noch nicht ganz nachvollziehbaren Gründen fällt es mir persönlich indes immer noch ein wenig schwer, bis ganz zum Ende konzentriert bei der Sache zu bleiben, denn gerade bei den letzten beiden ziemlich ruhigen Songs dümpelt der Geist in eine Schlummerphase. Etwas Zeit und endlich endlich Sommerferien sollten aber auch hier Abhilfe verschaffen. Denn RIVERSIDE bleibt RIVERSIDE: Ein Hochqualitätsschmaus für Feinschmecker.